Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg Etappe 7
Start: Braunweiler
Ziel: Stromberg
Die heutige siebte Etappe ist in ihrer Länge und auch mit ihren Inhalten etwas für „echte“ Pilgerwanderer bzw. Wallfahrer. Der Weg beginnt an der katholischen Kirche St. Josef in Braunweiler, wo sich eine Meditationstafel zum Thema „Der Eifer Gottes“ befindet ( Tafel 44 ). An Feld und Wald des Braunweiler Heeg Waldes vorbei führt der Weg dann zunächst ins ca. 4 km weiter und höher gelegene Dalberg . Die Wegkreuze zeigen, dass wir uns jetzt sozusagen kulturell aus dem evangelisch geprägten westlichen Naheland tiefer in den katholischen Soonwald bewegen.
Am Waldrand steht „Kebers Kreuz“ für den Beginn der Wallfahrt, die traditionell zu Fuß in den Wallfahrtort Spabrücken führt. Hier läutet die Hildegardtafel zu „Hildegards Marienlieder“ ( Tafel 45 ) sozusagen auch das besondere Thema des heutigen Pilgerganges ein, nämlich die Beschäftigung mit der unter Katholiken als „Gottesmutter“ verehrten Maria.
Dieser ist auch die „Mariensäule“ von 1726 gewidmet, die sich am Fuße der Dalburg befindet. Dort informiert eine Tafel: „Am Aufgang zur Dalburg ist eine kleine rund 60 cm hohe Sandsteinskulptur, die auf einer den Mond symbolisierenden Halbkugel steht, um die sich eine Schlange windet. Sie wurde im Jahr 1726 am alten Pilgerweg zur Madonna vom Soon errichtet, an dem neben dieser Statue ‚S’Hellgeheisje im Schreck‘ und ‚S’Helljeheisje am Dalberger Weg‘ am Ortseingang von Spabrücken stehen. … Für die Gläubigen ist diese Tafel seit vielen Generationen ein Ort des Verweilens und eines ‚Gegrüßet seist du Maria‘ auf dem Weg zur Gottesmutter vom Soon.“
Bevor es hoch zur Dalburg und dann weiter zum Wallfahrtsort Spabrücken geht, gibt es für hungrige Wanderer die Gelegenheit zur Einkehr „Zum St. Hubertus“. Und dann findet sich im Ort Dalburg an der Kapelle St. Leonard eine weitere Meditationstafel auf dem Hildegardweg ( Tafel 46 : „Die dreifache Mauer“). Auch in der Ruine der 1150, also noch zu Hildegards Lebzeiten errichten Dalburg, deren Eigentümer der Prinz zu Salm-Salm ist, findet sich eine Kapelle und eine weitere Meditationstafel des Hildegardweges ( Tafel 47 : „Die Säule der wahren Dreieinigkeit“). Von der Dalburg führt dann ein 1,8 Kilometer langer Weg endlich in den Wallfahrtsort Spabrücken und damit auch zur berühmten „schwarzen Madonna vom Soon“. Die Geschichte der Wallfahrt wird auf Tafel 48 erzählt.
Die Klosterkirche „Maria Himmelfahrt“ wurde von den Franziskanern im Zuge der Gegenreformation in den Jahren 1721-32 erbaut. Aber schon lange bevor die Franziskaner nach Spabrücken kamen, bestand in Spabrücken (Name „ Spachenbrücke “ die in der Ortsmitte über ein Rinnsal führte) die Wallfahrt, deren erstes Zeugnis auf das Jahr 1338 zurück geht. Auch das „Gnadenbild“, das aus Lindenholz und 90 cm hoch ist, stammt wahrscheinlich aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurde auch in Hildegards Rupertsberger Kloster ein Gnadenbild Marias verehrt. Das bedeutet, dass dort die Betenden bestimmte Segnungen und sogar einen „Ablass“ von Sündenstrafen erhalten konnten. Diese Lehre, die in der Reformation scharf angegriffen wurde, besteht in der katholischen Lehre tatsächlich noch heute, wenngleich sie gemäß dem gegenwärtigen Zeitgeist kaum mehr herausgestellt wird. (So erhält auch jeder Pilger auf dem Jakobsweg in Santiago mit seiner „Compostella“ einen Ablass, egal ob katholisch oder nicht!). Wer die traditionelle Wallfahrt in Spabrücken erleben möchte, der muss am 8. September zum Fest „Maria Geburt“ hierhin kommen bzw. zur Lichterprozession am Vorabend, dem 7. September jedes Jahres.
Für den Hildegardweg findet sich hier an der Kirche noch eine Meditationtafel ( Tafel 49 „Die Säule der Menschheit des Erlösers"). - Zur weiteren Beschäftigung mit Maria lädt dann schließlich auch der liebevoll von Ortsansässigen gestaltete „Drei-Madonnen-Weg“ ein, der hier bei der Schwarzen Madonna von Spabrücken anfängt und von den Initiatoren mit dem Thema „Glaube“ verbunden wird. Der Hildegardweg folgt diesem Weg. Die zweite Station des "Drei-Madonnen-Weges" ist die sogenannte Eremitage, die sich mitsamt eines Kreuzweges auf dem Weg nach Schöneberg mitten im Wald findet. Die zweite Madonna wird hier ist mit dem Thema „Liebe“ verbunden. An der Eremitage Oberhub findet sich auch eine weitere Meditationstafel auf dem Hildegardweg ( Tafel 50 „Der Turm der Kirche). Der Weg nach Schöneberg führt über offenes Land und so ist die neuromanische Kirche schon von weitem sichtbar. Dort in der katholischen „Kirche zur Kreuzauffindung“ (Baujahr 1895) findet sich tatsächlich eine Überraschung, nämlich eine Photokopie der sogenannten „Madonna von Stalingrad“. Dass dieses Bild in die Pfarrkirche von Schöneberg kommt und als dritte Madonna auf dem Weg mit dem Thema „Hoffnung“ verbunden ist, hat eine besondere Geschichte, die auf einer Infotafel erzählt wird:
„Die Madonna von Stalingrad‘ - Diesen Namen gaben ihr Soldaten der 6. Armee in den schicksalhaften Weihnachtstagen des Jahres 1942. In einem deutschen Bunker entstand ihr Bildnis auf der Rückseite einer russischen Landkarte. Der deutsche Oberarzt, Dr. med. lic. theol. Kurt Reuter aus Wichmannshausen bei Eschwege in Hessen zeichnete sie für seine Männer. Ein Weihnachtsgeschenk für die hoffnungslos Eingeschlossenen. Das Bild wurde gerettet; der, der es schuf, starb 1944 in russischer Kriegsgefangenschaft. Nach dem Kriege konnte der mit der Familie Reuter befreundete Schöneberger Geistliche, Pfarrer Felix Groß, selbst ehemaliger Divionspfarrer in Stalingrad, nach schwerer Verwundung ausgeflogen, eine Photokopie dieser Zeichnung erwerben. So kam die Madonna von Stalingrad in die Pfarrkirche von Schöneberg. “
An der Kirche in Schöneberg gibt es auch eine Meditationstafel ( Tafel 51 „Der Menschensohn“). Rund um die Kirche empfehlen wir den Hildegard-von-Bingen Kräutergarten, ein Mediationsort für Ruhe und Kraft zu tanken für den letzten Abschnitt. Von Schöneberg geht der Weg dann weiter durch den Wald ins Wohn- und Freizeitdorf Schindeldorf. Zufällig und vielleicht nicht ganz unpassend steht hier eine Informationstafel zu Hildegards Werk über die Tugenden und die Laster ( Tafel 52 „Liber Vitae Meritorum“). Von Schindeldorf ist schließlich ist der Weg durch den Wald nach Stromberg nicht mehr lang.
19,4 km
552 m
587 m
455 m
231 m
6:21 h
mittel
Heegwaldstraße 27
(N 49° 51' 59.451" | O 7° 44' 40.983" )
Stromberg
Staatsstraße
(N 49° 56' 37.543" | O 7° 46' 22.641" )