Schwarzwald-Jura-Bodensee-Weg Etappe 5
Start: Singen (Hohentwiel)
Ziel: Gaienhofen
Der Ausgangspunkt der Tour „Singen-Landesgartenschau“ liegt unterhalb des Hohentwiel. Auf fast der Hälfte der Wanderstrecke werden wir seine Festungsanlage im Rückblick sehen können. Nach wenigen Metern stadteinwärts auf der Schaffhauser Straße kommen wir schon zur Scheffelbrücke über die Radolfzeller Aach. Die sog. „Billionenbrücke“ wurde auf dem Höhepunkt der Inflation im Jahr 1923 eingeweiht. Eine Tafel nennt den stolzen Betrag von über 1.520 Billionen Mark als Baukosten.
Weiter geht es, am westlichen Rand der Stadt entlang, durch das Gelände der ehemaligen Landesgartenschau und in Sichtweite der Aach. Deren Lauf werden wir auf einer Strecke von mehr als 4 km begleiten. Nach der Unterquerung der Bahntrasse biegen wir nach links ab zum Inselpark Wehrd. Die Insel zwischen der Aach und dem Schlachthofkanal war lange ein unzugänglicher Maisacker, bis sie zur Landesgartenschau im Jahr 2000 in einen naturnahen Landschaftspark umgestaltet wurde.
Kurz vor Rielasingen verbinden zwei aus Baumstämmen gefertigte Grenzpfähle mit den Landesfarben von Deutschland und Frankreich die beiden Ufer der Aach. Die Radolfzeller Aach ist jedoch kein Grenzfluß - es muss sich also um ein Kunstwerk handeln! Denn hier endet der Skulpturenweg von Rielasingen-Worblingen. Der „Kopf“, ein in Stein gemeißeltes Porträt mit Haaren aus Kunstharz, gehört ebenso dazu wie die filigrane „Schmetterlingsbrücke“ aus Baustahl. Durch das „geöffnete Tor“ verlassen wir den Skulpturenpark und queren die blumengeschmückte Aachbrücke. Den sicheren Übergang über die ehemalige Furt beschützt eine neuzeitliche Christophorusskulptur: der Schutzpatron der Reisenden wird durch einen großen Stein symbolisiert, der einen kleinen trägt.
In der Ortsmitte von Rielasingen wechseln wir auf die andere Seite des Ufers und kommen nach der Eisenbahnunterführung zum Wehr mit der Fischtreppe an der Aach. An der nächsten Brücke vermittelt der Blick nach links mediterranes Flair. In einer idyllischen Lage zwischen Aach und Aach-Kanal liegt das Neubaugebiet „Sommerfrische Arlen“. Alle Häuser „Am Park“ sind in den charakteristischen Terrakottatönen der Toskana oder in warmen Gelbtönen gestrichen.
In der Eichendorffstraße verlassen wir schließlich die Aach, biegen in der Arlener Straße nach links und gleich wieder rechts ab. Durch den Ortsteil Arlen geht es jetzt nach Süden in Richtung des bewaldeten Schiener Berges an der Grenze zur Schweiz. Zunächst verläuft der Weg noch eben, dann steigt er allmählich im Wald an. Dabei bieten sich immer wieder schöne Rückblicke in den Hegau.
Für den nun folgenden schmalen Serpentinenweg, der immer wieder am Hang abbricht und durch Windbruch teilweise blockiert wird, ist unbedingt Trittsicherheit erforderlich! Die nächsten vier Kilometer haben wir dafür einen sehr schönen Pfad unter den Füßen, der zum Teil entlang der deutsch-schweizerischen Grenze verläuft.
Als Belohnung für den Aufstieg wird erst einmal „für Herren getischt“. Und falls der Rucksack keine opulente Mahlzeit bietet, so genießt der Wanderer doch vom „Herrentisch“ aus einen prächtigen Blick auf „Des Herrgotts Kegelspiel“. So umschrieb der Heimatdichter Ludwig Finckh die malerische Hegaulandschaft. Entlang alter Grenzsteine geht es weiter auf dem Firstweg zu dem kleinen Wallfahrts- und Rastplatz im Waldstück „Mariatann“. An einer Fichte bei der Wegkreuzung sind zwei Marienbilder angebracht.
Nach der Einmündung des Stationenweges von Bohlingen herauf erreichen wir eine Hochebene mit dem Schrotzburger Hof. Für Burgenfreunde lohnt sich hier ein kurzer Abstecher zu den wenigen erhaltenen Mauerresten der ehemaligen Schrotzburg. Dazu folgt man dem Schild „Burgenweg“ zum Hügel nordöstlich des Hofes, bleibt jedoch rechts vom Zaun auf dem Wiesenweg, der in den Wald hinein führt.
Eine weitere großartige Fernsicht in den Hegau und – bei guter Sicht – auf die Schweizer Berge gewährt uns der Aussichtspunkt bei der Kapelle „Maria auf Schrotzburg“ zwischen den Höfen Ober- und Unterschrotzburg.
Im Abstieg nach Schienen fällt bereits der markante Dachreiter der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Genesius auf. Während er auf der Nordseite eine Uhr mit Ziffernblatt besitzt, sind auf der Südseite zwei Ziffernblätter angebracht: das obere zeigt die Minuten, das untere die Stunden an. Die frühere Klosterkirche der Benediktinerabtei wurde um 800 erbaut und gehört damit zu den ältesten noch erhaltenen romanischen Kirchen im Bodenseegebiet. Eine Besichtigung des direkt am Weg gelegenen Sakralbaus ist daher ein Muss!
Gegenüber der Kirche steht das ehemalige Probsteigebäude und heutige Pfarrhaus. An ihm gehen wir links vorbei und über einen schmalen Pfad zum Waldrand hinauf, an der Straße links und gleich wieder rechts zum „Zimmerplatz“ an der Waldecke. Nach Süden folgt der Hof Ferdinandslust. Der dortige Rast- und Grillplatz gewährt bei Föhnwetterlage eine grandiose Alpensicht.
Die grüne Raute weist hier links in den Wald hinein zum Hof Langenmoos und dahinter rechts ab zum Waldrand. Ein schöner Pfad führt durch den Wald über das „Dreiländereck“ nach Honisheim.
Beim Austritt aus dem Waldgebiet „Aspen“ blicken wir auf den Untersee und das Ziel der Wanderung: Gaienhofen, den Künstlerwinkel am Bodensee. Vom Standort „Hermann-Hesse-Weg“ am Ortseingang aus sind es nur wenige Meter rechts ab zur zweiten Villa des Dichters, die er von 1907 – 1912 bewohnte. Das Hermann-Hesse-Haus kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden, ebenso der von ihm angelegte Garten. In seinem ersten Wohnhaus ist heute das Hermann-Hesse-Höri-Museum untergebracht.
Auf dem Weg dorthin kann man ein Werk des modernen Bildhauers Peter Lenk an der Hauptstraße vor der Apotheke bestaunen: die „Dix-Kurve“ mit Figuren aus dem "Großstadttryptichon" des Malers Otto Dix weist auf dessen Wohnhaus im Ortsteil Hemmenhofen hin. Dort lebte Dix nach seiner Vertreibung durch die Nazionalsozialisten von 1936 bis zu seinem Tod 1969. Überregionalen Ruf genießt auch die Evangelische Internatsschule im ehemaligen Schloss der Bischöfe von Konstanz.
So wie sich schon der Herrgott die Halbinsel „Höri“ als Krönung seiner Schöpfung für den letzten Tag vorbehalten hat („Jetzt höri uf!“), so beenden auch wir unsere Fernwanderung hier am idyllischen Bodensee.
22,5 km
440 m
470 m
700 m
395 m
6:00 h
mittel
Schaffhauser Straße
(N 47° 45' 39.502" | O 8° 49' 37.573" )
Gaienhofen
Schloßstraße
(N 47° 40' 47.057" | O 8° 58' 55.729" )