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Heimat

Rotkäppchen

Sekttradition in Freyburg (Unstrut)

Foto: Rotkäppchen Sektkellerei

Am 26. September 1856 gründeten die Brüder Moritz und Julius Kloss gemeinsam mit ihrem Freund Carl Foerster inmitten von Deutschlands nördlichstem Weinbaugebiet, in Freyburg (Unstrut), eine Weinhandlung. Sie befassten sich mit der Herstellung und Vermarktung heimischer Weine und erkannten schnell die wachsende Bedeutung der moussierenden Weine. So entschlossen sie sich, neben dem Weingeschäft eine Champagner-Kellerei zu errichten. 1858 verließen die ersten nach der Original-Champagnermethode hergestellten Flaschen die Kellerei.

Bereits zum 25-jährigen Jubiläum 1881 wurde die Qualität der Erzeugnisse auf der Gewerbe- und Industrieausstellung in Halle mit der »Großen Preußischen Staatsmedaille« ausgezeichnet, Ende des 19. Jahrhunderts wurde dem Unternehmen in Leipzig sogar der sächsische Staatspreis verliehen. Um der wachsenden Nachfrage gerecht werden zu können, entstand in den Jahren 1887 bis 1889 ein neues Kellereigebäude mit fünf in den Berg getriebenen Felsenkellern. Als 1887 dem Weinbau des Saale-Unstrut-Gebietes durch die Reblaus schwere Verluste entstanden, entschloss man sich, zur Sicherung der Weinbasis das Lothringer Weingut St. Nicolas in Scy bei Metz zu erwerben.

Anfang Oktober 1894 wurde das Warenzeichen der bis dahin absatzstärksten Marke des Hauses "Monopol" nach den Bestimmungen des neuen deutschen Markenschutzgesetzes und einem Rechtsstreit mit einem Champagnerhaus in Reims diesem zugesprochen. Wegen der schon damals verarbeiteten roten Flaschenkapsel erhielt die Traditionsmarke daraufhin den Namen "Rotkäppchen".

Im größten Keller des Hauses, dem dreigeschossigen "Domkeller", konnte 1896 das mit einem Fassungsvermögen von 160.000 Flaschen größte geschnitzte Cuvéefass Deutschlands eingeweiht werden.

Der Qualität seiner Marken verdankt das Haus zahlreiche Hoflieferanten-Titel und allerhöchste Anerkennung durch Kaiser Wilhelm II. Er selbst rühmte sich während eines 1903 bei Freyburg durchgeführten Kaisermanövers, die aufgrund ihrer Bekömmlichkeit geschätzten Rotkäppchen-Sekte in vielen Offizierskasinos eingeführt zu haben.

Die Inflationswirren des Jahres 1923 führten auch in der Freyburger Kellerei zu erheblichen Absatzverlusten: Im Oktober 1923 kostete eine Flasche Rotkäppchen 1.928.000 Mark... Eine zweite Blüte erlebte "Rotkäppchen" in den Dreißiger Jahren, in denen sich der Absatz wie auch in früherer Zeit insbesondere auf die ost- und norddeutschen Provinzen konzentrierte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Unternehmen 1947 dem Präsidenten der Provinz Sachsen unterstellt, bevor es 1948 in einen volkseigenen Betrieb überführt wurde. Die Beliebtheit der Marke Rotkäppchen wuchs unaufhaltsam weiter, so dass in den Jahren 1956/57 und 1973/75 erheblich in Gär- und Abfüllkapazitäten investiert wurde. 1987 erreichte das Haus einen Spitzenabsatz von 15 Millionen Flaschen.

Nach der Wende ging im zweiten Halbjahr 1990 der Absatz auf 1,8 Millionen Flaschen zurück. Die Marke wurde einem ersten Ausstattungsrelaunch unterzogen – und 1991 konnten bereits wieder 2,9 Millionen Flaschen verkauft werden, 1992 waren es 5,7 Millionen, 1993 sogar 10 Millionen Flaschen. Seitdem ging es für Rotkäppchen Sekt aus Freyburg, der 1994 sein 100. Markenjubiläum feiern konnte, stetig aufwärts.

Bereits vor der Wende wurden Abfüllung, Ausstattungs- und Verpackungsanlage erneuert, 1993 erhielt die erste Gärhalle 33 neue Großbehälter – heute sind es über 300. Außerdem konnte eine neue Abfüll-Linie für 0,2 l-Flaschen in Betrieb genommen werden. In den folgenden Jahren wurde die Kapazität in Gärung und Abfüllung immer weiter ausgebaut. Die Fertigstellung einer Sektreife- und Lagerhalle im Jahre 1996, die Fertigwarenlager und Warenausgang beherbergt, gewährleistete, dass die historischen Kellereigebäude entlastet werden. 1997 kam eine Hochleistungs-Abfüllanlage hinzu, eine Abfüllanlage für 1,5-Liter Magnum Flaschen folgte. Mit den Investitionen des Geschäftsjahres 2000/2001 wurden die Sanierung und der Umbau des historischen Teils der Kellerei abgeschlossen.

Ein ganz besonderes Datum für die Rotkäppchen Sektkellerei war der 16. Januar 2002. An diesem Tag wurde das Freyburger Traditionsunternehmen neuer Eigentümer der Sektmarken Mumm, Jules Mumm und MM Extra sowie der zugehörigen Produktionsstandorte in Eltville und Hochheim. Auf diese Weise entstand die Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH. Im Januar 2003 vergrößerte sich „Deutschlands Haus aus Sekt“ nochmals: Mit Übernahme der Geldermann Privatsektkellerei im badischen Breisach konnte das Portfolio um die Supérieure-Marke Geldermann ergänzt werden. Eine weitere Neuigkeit dann im Mai 2006: mit dem Kauf der Marke Kloss & Foerster konnte nach vielen Jahren ein historischer Kreis für das traditionsreiche Unternehmen geschlossen werden.

Die Rotkäppchen Sektkellerei in Freyburg (Unstrut) hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich zu einem Besuchermagneten für Sektfreunde und Genießer des traditionsreichen Rotkäppchen Sektes aus ganz Deutschland entwickelt.
Das Service-Team des Sekthauses ist auf vielfältige Besucherwünsche und Anforderungen eingestellt: ob in Gruppen oder als Individualreisender – jeden Besucher erwartet ein vielfältiges Angebot in der Heimat der berühmten Sektflaschen mit den roten Kappen. Von der Kellereibesichtigung mit einem Glas Sekt bis zur unterhaltsamen Führung und Verkostung, bei Rotkäppchen ist fast alles möglich.

Foto: Rotkäppchen Sektkellerei