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Heimat

Bötel mit Lehm und Stroh

Kulinarisches aus Sachsen-Anhalt: Bötel mit Lehm und Stroh

Foto: ExQuisine / stock.adobe.com

Wie jedes andere Bundesland auch, hat Sachsen-Anhalt eine facettenreiche und oft auf Traditionen beruhende Küche. Viele Gerichte tendieren zur modernen Kulinarik, andere wiederum erzählen von ihrer Entstehung in längst vergangenen Zeiten. So auch das Gericht „Bötel mit Lehm und Stroh“. Kraust jetzt jemand fragend die Stirn, ist das bestens nachvollziehbar, klingt die Bezeichnung doch eher danach, ein Haus zu bauen, als etwas Genussvolles auf den Tisch zu zaubern. Oder könnte es doch vielleicht einen Zusammenhang geben? Schaut man auf die regionale Semantik, wird schnell deutlich, dass sich das eine mit dem anderen tatsächlich verbinden lässt.

Der Blick hinter die kulinarische Wort-Kulisse

Als „Bötel“ bezeichnet man landläufig einen Hof, ein Anwesen oder ein Haus. Diese Bezeichnung beruht ebenfalls auf dem indogermanischen „bhu“: Eine Ähnlichkeit mit dem heutigen „Bau“ ist kaum von der Hand zu weisen. In vielen Volksgruppen wurden bzw. werden Stroh und Lehm zum Hausbau verwendet, daher besteht der Sinnzusammenhang: „Ein Haus mit Lehm und Stroh bauen“. Doch wie schließt sich nun der Kreis im Hinblick auf jenes Gericht, das insbesondere für die Magdeburger Region typisch ist und aus Eisbein, Erbspüree und Sauerkraut besteht? Mit viel Phantasie sieht man das Sauerkraut als Stroh und das Erbspüree als Lehm an: Beide stellen die Verbindung zum Eisbein her. In vielen Restaurants und Gasthöfen läuft dieses deftig-rustikale Traditionsgericht vielen anderen immer wieder den Rang ab.