Schwäbische Lebensart
In Beuron, das man wegen seines großen Benediktinerklosters kennt, komme ich zunächst überhaupt nicht weit. Am alten Bahnhof kette ich mein Rad schon wieder an: Das »Haus der Natur« lädt ein. In seiner Ausstellung erhält man einen lebendigen Einblick in die Entstehung der Landschaft hier im Naturpark Obere Donau. Im Freien wurde ein Garten angelegt, der in der Sonne herrlich duftet. Für einen Marsch über den kleinen Barfußpfad ziehe ich mir die Schuhe aus und erhalte eine komplett natürliche Fußreflexzonenmassage.
Von all dem, was dann auf dem Rad folgt, habe ich im »Haus der Natur« zwar einen optischen Vorgeschmack bekommen, die Realität schlägt aber alles, was ich dort gesehen habe. Der Donauradweg, auf dem ich mich jetzt befinde, ist landschaftlich ein Traum! In engen Kurven mäandert der Fluss durch das Tal, das durch die hier so typischen Felsen begrenzt wird. Was mich aber am meisten beeindruckt, ist das Grün. Die gesamte Vegetation im Tal scheint überzuquellen – eine atemberaubende Vielfalt!
Also möchte ich natürlich am Fluss bleiben und verzichte auf den E-Bike- Schlenker über Stetten am Kalten Markt, den mir meine Radkarte empfiehlt. Vielleicht erkundige ich mich mal in der Tourist-Info Sigmaringen, wo ich so ein E-Bike leihen kann, neugierig bin ich auf diese weitere Rundfahrt ja schon. Vorerst bleibe ich aber unelektrifiziert. Zwischen Hausen und Thiergarten führt der Donauradweg fast durch die »Neumühle« hindurch, so nah stehen ihre Tische und Stühle am Wegesrand. Scheint ein beliebter Gasthof zu sein, also kehre ich ein, über der Tür lese ich: »Anno 1717 erbaut«. Auf meinem Plätzchen im Freien nehme ich den Zwiebelrostbraten, dazu ein »Viertele« Trollinger. Ich mag sie ja, die schwäbische Lebensart! Auch ihretwegen trete ich anschließend ein wenig kräftiger in die Pedale, die gute Küche soll ja nicht ansetzen.
Und ärgere mich in Thiergarten, dass ich heute allein reise. Ich passiere nämlich »Jack Rattles Tal der Piraten«, eine buchstäblich abenteuerliche Unterkunft. Dort bieten sie, wie ich höre, auch Tages-Paddeltouren mit dem Kanu oder dem Kandadier auf der Donau an. Das wäre ein Familienausflug gewesen! Für einen solchen hätte sich auch der »Gutshof Käppeler« angeboten, den ich wenig später in einer sagenhaft schönen Donaukehre finde. Meine Tochter hätte sicher ihre Freude an den Pferden, den Kaninchen und den Angusrindern gehabt – Ferien auf dem Bauernhof. So betrete ich den Hofladen allein, kaufe zwei Flaschen des hausgemachten Apfelsafts und radle weiter.
