Ich werd’ narrisch!
Nur wenige Meter hinter Veringenstadt, wo die Tour beginnt, finde ich die Lauchert und den Naturbeobachtungsturm, der hier ein stilles Biotop überragt. Auf die Stille muss ich allerdings noch ein wenig warten, gerade hält eine gutgelaunte Radlergruppe die Turmplattform besetzt. Schließlich gelange ich aber doch nach oben, wo ich allein bin mit dem Gesang der Vögel, die diese grüne Welt an einem Nebenarm der Lauchert bevölkern. Leider fehlt mir das geschulte Ornithologenohr, um die einzelnen Sänger zu identifizieren, schön klingt es dennoch.
Zurück auf dem Rad steuere ich in Hermentingen die Gallusquelle an, aus der immerhin Trinkwasser für mehr als 39.000 Menschen in der Region strömt. Der Heilige Gallus, dem die Gemeinde seit dem 7. Jahrhundert eng verbunden ist, wacht zusammen mit dem obligatorischen Bären, ohne den der Heilige nur selten zu sehen ist (das verrät mir an dieser Stelle mein Smartphone!), als Statue über die Quelle. Ihr Wasser fließt teilweise auch in die Lauchert, an deren nach wie vor malerischem Ufer ich weiterfahre. In Hettingen interessiere ich mich für das Schloss, oder vielmehr für eines seiner aufwändig renovierten Nebengebäude, in dem sich ein Fastnachtsmuseum befindet. Darin stellen sich die heimischen Narrenzünfte mit ihren Masken und »Häsern« (so nennen sie hier ihre närrischen Kostüme) vor. Ergänzt wird das Angebot durch jedes Jahr wechselnde Sonderausstellungen.
Kurz hinter Hettingen trenne ich mich dann von der lieblichen Lauchert und »klettere« leicht bergauf in den Wald, der mich beschattet, bis der Weg kurz vor Feldhausen (man kann es sich ja denken!) in die Felder mündet. Von dort über Kettenacker bis nach Inneringen entpuppt sich die Tour als Ausflug über die Albhochfläche. Der Radweg durchquert kleine Wälder, durchzieht weite Felder und bietet Auge und Raumgefühl viel Platz. Insofern muss ich mich ganz schön strecken, als ich in Inneringen – meine letzte Pause in Hettingen liegt 19 Kilometer zurück – mitten im Ort vor dem »Adler« vom Sattel rutsche. Drinnen wird köstliche schwäbische Hausmannskost serviert, die ich jetzt dringend brauche. Und weil anschließend zurück nach Veringenstadt nur noch schlappe acht Kilometer auf mich warten, ziehe ich bei einem kühlen »Radler« im »Adler« bereits mein Tour-Fazit: Schön war’s – auch dieses Mal!
